Der Burggraf mit hohler Kirche

 

Über Haselstauden erhebt sich eine Aussichtsplattform, die von unten kaum sichtbar ist, aber einen überragenden Ausblick bietet. Bereits der Zugang zu diesem Felsvorsprung ist nicht alltäglich, da man nur durch eine schmale Höhle dorthin gelangt. Dieser schmale Zugang ist die sogenannte “Hullkerng”, die hohle Kirche. Gebückt läuft man diesen Weg entlang, um dann beim Verlassen des schmalen Ganges einen wunderbaren Ausblick zu haben. Das Trubachtal Richtung Egloffstein liegt dem Betrachter zu Füßen und auch Richtung Wolfsberg sind einige Blicke zu erhaschen, vor allem wenn die Bäume nicht blühen.

Der Zugang erfolgt entweder über viele Naturstufen von Haselstauden aus oder man wählt den längeren, aber einfacheren Weg über Untertrubach. Östlich der Kirche geht es ab dem Dorfende auf geschotterten Wegen hinauf zum Burggraf, dem man sich somit von oben ohne Stufen nähert. Kurz vorm Eingang in die “Hullkerng” findet man noch eine Hinweistafel der Bergwacht, um im Notfall reagieren zu können und seinen Standort durchgeben zu können. Außerdem steht am Vorplatz eine Infotafel, die geschichtliche Hinweise zum Namen gibt. Folgendes ist darauf zu lesen:

Burggraf

Aus der Chronik des benachbarten Egloffstein ist zu entnehmen, dass im Jahre 1347 Burggraf Friedrich von Nürnberg die Burgen Egloffstein, Wolfsberg und Leienfels belagerte. Eine Urkunde vom 3.6.1374 spricht von “vor Egloffstein und Leonfels gelegen”.

Aus dieser Fehde wird der “Burggraf-Felsen” seinen Namen haben, da der Burggraf hier wohl sein Lager hatte. Von hier aus konnte er Egloffstein, das obere Trubachtal mit Wolfsberg und die Straße nach Leienfels im Auge behalten.

Der älteste Nachweis der spärlich vorhandenen Unterlagen aus dem Jahre 1417 gibt Aufschluss über verschiedene Grundstücksverkäufe in diesem Bereich.

Der ganze Besitz war Lehen der Landgrafen von Leuchtenberg. In unmittelbarer Nähe soll sich der sogenannte “Burgstall” befunden haben; mit dieser Benennung ist die Stelle einer abgegangenen Burg bezeichnet.

Zudem findet man im bewaldeten Areal vor der Aussichtsplattform mehrere wallartige Erderhebungen. Bei den Einheimischen heißt dieses Gebiet “Vorhof”. Neben der Infotafel also zwei weitere Indizien, die darauf deuten, dass es sich beim kompletten Gelände in der Vergangenheit wohl um eine Burganlage handeln musste.

Allerdings ist dies umstritten. Walter Heinz zitiert zwar in seinem Buch “Ehemalige Adelssitze im Trubachtal” mehrere Autoren und beschreibt auch selbst die Situation vor Ort, die allesamt nahelegen, dass es sich um eine Burg gehandelt haben könnte. Wissenschaftliche Grabungen oder Untersuchungen der vermuteten Grundmauerreste gab es bislang aber genauso wenig wie Zufallsfunde, sodass hier die Beweise fehlen. Da unter anderem nur noch Erderhebungen zu erkennen sind, jedoch keinerlei Spuren auf Gebäude oder andere Bereiche einer Burg hinweisen, muss laut Heinz davon ausgegangen werden, dass es sich lediglich um eine vorgeschichtliche Wallanlage handelte (Der rätsehafte Burggraf, Seiten 79 bis 92).